Blog von Remscheid im Wandel

Schenken: Zeit statt Zeug

Torsten Kelsch, 5. Januar 2016

Schenken macht Freude, und etwas geschenkt zu bekommen ebenfalls. Aber muss es immer etwas Gekauftes sein? Müssen es überhaupt immer Dinge sein?

Die Plattform Zeit statt Zeug macht den Vorschlag, Zeit zu verschenken statt Zeug. Zeug, das im schlimmsten Fall unter schlechten Arbeitsbedingungen produziert wurde, energieaufwändig hergestellt worden ist und wertvolle Ressourcen verschwendet hat. Und es ist ja immer auch ungewiss, ob die verschenkten Gegenstände wirklich benutzt werden oder womöglich nur in der Schublade liegen.

Doch die Menschen haben natürlich noch andere Bedürfnisse neben dem nach materiellen Dingen. Sie möchten gern Zeit mit anderen Menschen verbringen. Also liegt es doch auf der Hand, gerade den Menschen, die man am liebsten hat, seine Zeit zu schenken, also gemeinsam mit ihnen etwas zu unternehmen.

Anregungen, was man alles in der geschenkten Zeit machen kann, findet man etliche auf Zeit statt Zeug: Mit den Kindern in den Zoo gehen, Fahrrad reparieren, jemandem das Stricken beibringen, Waldspaziergang, … Und damit das Zeitgeschenk auch wirklich bald eingelöst wird, bietet die Website Zeitgutscheine an: Man füllt aus, wer wem was schenkt und wann, also zu welchem Termin. Dies wird dann als elektronische Postkarte direkt über die Website versendet.

Verschiedene Personen des öffentlichen Lebens äußern sich, wie man auf Zeit statt Zeug lesen kann, positiv zu der Idee, und auch die Presse ist aufmerksam geworden. Klar, diese Idee ist nicht gerade neu, und viele Menschen sind bestimmt auch schon von alleine auf so etwas gekommen. Aber sich öffentlich gegen den Konsumwahn in Form einer Website auszusprechen, finde ich aus folgendem Grund gut: Es werden mehr Menschen erreicht und zum Nachdenken angeregt, als wenn man solche Gedanken nur in seinem unmittelbaren Umkreis äußert, und durch die heutige digitale Vernetzung können sich gute Ideen und nützliche Projekte schnell herumsprechen.

Dass die Menschheit nicht mehr lange so weitermachen kann wie bisher und dass es höchste Zeit ist, sich weniger zerstörerische Wirtschaftsformen auszudenken, ist inzwischen unübersehbar geworden. Und es werden immer mehr Stimmen laut, die sagen: Lasst uns wieder andere Werte pflegen, anstatt immer nur das Wirtschaftswachstum zu propagieren! Denn dieses hat zwar kurzfristig zu erheblichem materiellen Wohlstand geführt, aber dabei auch die Welt stark zerstört.